Vom Nehmer- zum Geberkanton
Interpellation Vision 2040
Marcel Wittwer, Fraktionssprecher EDU, an der Grossratssitzung vom 21.06.2023
Sehr geehrter Ratsprรคsident, geschรคtzter Regierungsrat, Kolleginnen, Kollegen
Die EDU-Faktion bedankt sich beim Motionรคren fรผr die Aufnahme eines wichtigen Themas und beim RR fรผr die Beantwortung.
Die Prรคmisse der Motion, dass man bequem wird, wenn einem etwas immer wieder geschenkt wird, gehรถrt vermutlich zu den รคltesten Einsichten รผber das Wesen der Menschheit. Die Schweiz war und ist unter anderem deshalb wirtschaftlich so erfolgreich TROTZ ihres schwachen Vorkommens natรผrlicher Ressourcen, weil sie mit anderen Stรคrken punkten musste und muss. Viele Lรคnder sind gesegnet mit vielen Ressourcen und sind trotzdem entwicklungsmรคssig im vorletzten Jahrhundert steckengeblieben. Es liegt mir fern, eine unmittelbare Kausalitรคt herzustellen, geschweige denn das Vorkommen natรผrlicher Ressourcen als einzige Ursache fรผr den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg eines Landes zu erklรคren. Die Erkenntnis bleibt, man wird faul, wenn man etwas einfach so bekommt und nicht nur einmalig, sondern wiederkehrend. Schade, dass diese Prรคmisse in der Beantwortung verworfen wird.
Ziel muss nicht nur die Unabhรคngigkeit vom NFA, sondern auch von den SNB-Geldern sein. Klingt utopisch? Dass es utopisch klingt, beweist nur, wie sehr doch der Kanton รผber seinen Verhรคltnissen lebt.
Auch die Feststellung in der Beantwortung, um auf 100% im Ressourcenindex zu klettern, wรผrde ausgabenseitige Verbesserungen nicht ausreichen, es mรผsste das Steuersubstrat erhรถht werden, verkennt eine wichtige Einsicht. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Staatsausgaben und der Wirtschaftsleistung. Weniger Staatsausgaben hiesse mehr Spar- und Investitionspotential. Das Abstellen auf den Index ist also der falsche Weg, der Blick auf die Staatsrechnung zรคhlt. Auch wird irrtรผmlich auf den steigenden Index bei Geberkantonen abgestellt, um zu widerlegen, dass der NFA zu kippen droht, weil Geberkantone geschrรถpft werden. Die entscheidende Frage wรผrde lauten, wie hoch wรคre der Index bei den Geberkantonen ohne die massiven Umverteilungen. Zusammengefasst kann geurteilt werden, dass gemรคss Antwort alles im grรผnen Bereich ist und, wenn รผberhaupt, wenig Handlungsbedarf besteht. Ein wenig Selbstkritik wรผrde dem Thurgau nicht schlecht anstehen.
Thurgau bleibt Nehmerkanton
Bericht zum Thema in der Thurgauer Zeitung mit Erwรคhnung von Marcel Witter und der EDU: