Interpellation von Peter Dransfeld, Elina Müller und Stefan Leuthold vom 2. Oktober 2023 «Kreislaufwirtschaft im Thurgauer Bauwesen»
Votum von Christian Mader, Fraktionssprecher EDU/Aufrecht, an der Grossratssitzung vom 11.09.2024
Sehr geehrter Ratspräsident, geschätzter Regierungsrat, Kolleginnen, Kollegen
Die Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel, bestehende Baumaterialien und Bauprodukte so lange wie möglich zu teilen, wiederzuverwenden, zu reparieren, aufzuarbeiten und zu recyclen ist sinnvoll und wichtig. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte bedeutend verlängert und somit Ressourcen geschont.
Die EDU/Aufrecht-Fraktion dankt den Interpellanten für den Vorstoss und dem Regierungsrat für die Beantwortung.
Eine nachhaltige Bauwirtschaft bedeutet eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und eine gezielte Verwertung von Bauabfällen, wenn man diese überhaupt so benennen soll, die bei uns vor allem durch Aushub, Ausbruch und Rückbau verursacht werden.
Einen entscheidenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet das weitere Nutzen bestehender Bauwerke, diese umzunutzen oder anzupassen, wo dies Sinn macht. Dieses Potenzial ist riesig und wird schon beachtlich gelebt, die Kosten sind teilweise hoch, manchmal zu hoch. Mit unserem Unternehmen sind wir zurzeit an mehreren solchen Bauten engagiert. Wo dieses umzunutzen nicht möglich ist, können bestehende Bauteile angepasst und wiederverwendet werden, so haben wir vor kurzem zum Beispiel nicht mehr verwendete Sitzflächen von Kirchenbänken zu einem Boden umfunktioniert, der in einer anderen Liegenschaft eingebaut wurde.
Wenn alle sagen, dass diese Stossrichtung gut ist, nützt das noch nichts. Umgesetzte Kreislaufwirtschaft kann auch Mehrkosten bedeuten! Sind wir bereit dazu, oder sagen wir nur, Kreislaufwirtschaft ist wichtig? Mit meinen genannten Beispielen habe ich aufgezeigt, dass es umsetzbar ist, wenn man will.
Der Regierungsrat weist in seiner Antwort auf das USG hin, dass u.a. ein neues Kapitel «Schonung der natürlichen Ressourcen und Stärkung der Kreislaufwirtschaft» beinhaltet. Auch das ressourcenschonende Bauen sei neu als eigener Abschnitt im USG verankert.
Gemäss dem neuen Art. 10h Abs. 1 USG sorgen der Bund und im Rahmen ihrer Zuständigkeit die Kantone für die Schonung der natürlichen Ressourcen. Sie setzen sich insbesondere für die Reduktion der Umweltbelastung während des gesamten Lebenszyklus von Produkten und Bauwerken, die Schliessung von Materialkreisläufen und die Verbesserung der Ressourceneffizienz ein. Dadurch soll vermehrt Baumaterial mit tiefer grauer Energie eingesetzt werden, was im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist. Das tönt gut, es muss jetzt aber gelebt werden und man darf umgesetzte Projekte auch bekannt machen.
Frage 1: Bereits 2018 hatte der Regierungsrat ein Konzept für den Einsatz von Recyclingmaterial im Hoch- und Tiefbau verabschiedet (Baustoffrecycling-Konzept 2019–2023). Damit handelt es sich um eine neue Art zu wirtschaften, was ein Umdenken bei allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren erfordert. Unsere Fraktion unterstützt diese Stossrichtung.
Frage 5: Zirkuläres Bauen steht bei uns noch in den Kinderschuhen, möglicherweise sind die Kosten hier hemmend.
Positive Erfahrungen hat der Kanton beim Bauen mit Holz gemacht, als innovativer und klimafreundlicher Baustoff, da er aufgrund seiner energetischen Effizienz und seiner präzisen Vorfertigungsmöglichkeiten und Wiederverwendbarkeit optimal für nachhaltige Bauprojekte geeignet ist. Bezüglich Bauen mit Holz sind wir aus der Sicht EDU/Aufrecht gut unterwegs.
Frage 6: Die in der Schweiz bereits bestehenden Datenbanken und Plattformen verschiedenster Ausprägung sollten aus unserer Sicht besser vernetzt werden. Bekannte und benutzte Bauteillager wie das der Denkmalstiftung Thurgau in Schönenberg das «Historische Bauteillager Ostschweiz», das sich auf Bauteile spezialisiert hat, die bei der Restauration historischer Gebäude verwendet werden können, sind gute Beispiele.
Frage 8 Dabei gilt es zu beachten, dass eine Verpflichtung, Sanierungen gegenüber Neubauten vorzuziehen, mit der Baufreiheit in Konflikt tritt und der Grat hier schmal ist.